Vertiefung

DerMauerfallam9.November1989

„Was ich als großes Glück empfinde, ist, dass die Öffnung der Mauer ohne einen Schuss abgegangen ist.“

Uwe Nübel, Interview 2021

28 Jahre lang teilte die Berliner Mauer die Stadt in zwei Teile. Sie sollte verhindern, dass Menschen aus der DDR und aus Ost-Berlin nach West-Berlin flüchteten. Aber am 9. November 1989 wurde diese hochgesicherte Grenze durchlässig.

Seit Michail Gorbatschow 1985 Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion geworden war, hatte sich die politische Situation im gesamten Ostblock langsam verändert. 1988 gab er den politischen Grundsatz der eingeschränkten Souveränität der Warschauer-Pakt-Staaten auf und ermöglichte den Ostblockländern, ihre Politik selbst zu bestimmen. Das führte dazu, dass in Ungarn am 2. Mai 1989 demonstrativ der Abbau des Grenzzauns begann und der „Eiserne Vorhang“ sein erstes Loch bekam. Tausende von DDR-Bürgerinnen und Bürgern nutzten die Möglichkeit, über Ungarn in die Bundesrepublik Deutschland zu fliehen.

Im Herbst 1989 schlossen sich bereits Massen von Menschen den Demonstrationen für Freiheit und Menschenrechte an, wie hier auf der Montagsdemonstration in Leipzig am 16.10.1989
Im Herbst 1989 schlossen sich bereits Massen von Menschen den Demonstrationen für Freiheit und Menschenrechte an, wie hier auf der Montagsdemonstration in Leipzig am 16.10.1989
Am 10. November 1989 feiern Menschen am Brandenburger Tor die Öffnung der DDR-Grenze
Am 10. November 1989 feiern Menschen am Brandenburger Tor die Öffnung der DDR-Grenze
Pressekonferenz von Günter Schabowski am 9. November 1989
Pressekonferenz von Günter Schabowski am 9. November 1989

Schon seit den 1980er Jahren war der Rückhalt des SED-Staats in der Bevölkerung geschwunden. Es hatte sich eine Oppositionsbewegung formiert, deren Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen immer lauter wurde. Immer mehr Menschen versuchten, durch Ausreise und Flucht die DDR zu verlassen. Doch die SED wollte den Reformkurs der Sowjetunion nicht übernehmen. Die Protestbewegung zwang die SED jedoch zu Zugeständnissen, auch zur Gewährung der Reisefreiheit im Herbst 1989. Die fehlerhafte Bekanntgabe des neuen Gesetzes zur Ausreise leitete den endgültigen Untergang der DDR ein.

„Es bleibt aber dieses unerhörte Glücksgefühl von beiden Seiten, dass Leute auf der Brücke gewartet haben und gesagt haben „Wir zeigen euch Berlin, schön, dass ihr da seid“ – es war so ohne Arg, es war so ohne Blick auf die Folgen, es war einfach nur schön!“

Andreas Kämper über das Glücksgefühl in den ersten Tagen nach der Maueröffnung, 2021

Der für Information zuständige Sekretär des Zentralkomitees, Günter Schabowski, verkündete am frühen Abend des 9. November der internationalen Presse, dass eine Ausreise unbürokratisch und ohne Anträge ab sofort möglich sein. Diese Ankündigung, die über westliche Medien verbreitet wurde, führte dazu, dass sich im Lauf des Abends Hunderte von Ost-Berlinerinnen und Ost-Berlinern vor den Grenzübergängen versammelten. Sie wollten ausprobieren, ob ein Besuch in West-Berlin wirklich unbürokratisch und ohne lange Wartezeiten möglich war. Die Grenzsoldaten an den Grenzübergangsstellen waren nicht informiert und wussten nicht, was sie tun sollten.

Um dem Druck der Menschen nachzugeben, ließ der Kommandant der Grenzübergangsstelle an der Bornholmer Straße einzelne Menschen in den Westen ausreisen, zunächst noch verbunden mit einer Ausbürgerung. Doch dadurch ließ sich die Situation nicht mehr auflösen. Immer mehr Menschen kamen zum Grenzübergang. Um halb zwölf öffnete der Kommandant den Schlagbaum und ließ alle ungehindert gehen. Auch an den anderen sechs Grenzübergangstellen gingen um Mitternacht die Schlagbäume hoch. Die „Mauer war gefallen“. Überall in Berlin fielen sich Menschen in die Arme und feierten.

West-Berlinerinnen und West-Berliner begrüßen Menschen, die aus Ost-Berlin über die Bornholmer Brücke nach West-Berlin kommen, 10. November 1989
West-Berlinerinnen und West-Berliner begrüßen Menschen, die aus Ost-Berlin über die Bornholmer Brücke nach West-Berlin kommen, 10. November 1989

„Das ist doch zu hoffen, dass die Staaten, die Mauern bauen, die Diktatoren, und ihre Menschen einmauern, dass nicht die Menschen darin umkommen, sondern die Diktatoren und ihre Macht verlieren.“

Kiddy Citny über die Hoffnung, die der Mauerfall von 1989 auch heute noch auslöst, 2021

Zeitzeugen erinnern sich

Nachricht vom Mauerfall und Besuch in Berlin
Heskel Nathaniel

Die Friedliche Revolution in der Geschichte
Birgit Kinder

Wie hast Du den Mauerfall erlebt?
Jim Avignon

Der 9. November 1989 am Checkpoint Charlie
Siegrid Müller-Holtz

Der 9. November 1989 und die Zeit danach
Gábor Simon

1989 als Befreiungserlebnis
Dirk Moldt

Mauerfall
Heike Stephan

Rückblick auf den Mauerfall 1989
Vũ Ngọc Roãn

Begrüßungsgeld 1989
Berrin Alpbek

Nach 1989: Von der Vertragsarbeit in die Duldung
Hiền Phan

Erste Begegnungen zwischen Ost und West-Berlinern
Gabriel Heimler

Wie haben Sie den Mauerfall erlebt?
Sanem Kleff

Bedeutung des Mauerfalls
Karina Bjerregaard

Wie hast Du den 9. November 1989 erlebt?
Norbert Trompeteler

Wie hast Du den Mauerfall erlebt?
C. F.

Das Glück, Geschichte erlebt zu haben
Andreas Kämper

Der Mauerfall und neue Freiheiten
Mirta Domacinovic

Erinnerungen an den ersten Besuch „drüben“
Erik Mahnkopf und Daniel Kensbock

Was bedeutete der Mauerfall für Deine Aufenthaltsgenehmigung für die DDR?
Teresa Casanueva

Wie habt ihr den Mauerfall erlebt?
Ines Bayer und Raik Hönemann

Freude und Ausgrenzungen nach 1990
Berrin Alpbek

Freies Land – besetztes Land
Ursula Wünsch

„Vaterland“ und die Bedeutung des 9. Novembers
Günther Schaefer

Grenzöffnung, Sekt und Willkommensgrüße
Christine Cyrus

Wie hast Du den Mauerfall erlebt?
Ignasi Blanch

Blick zurück auf die Zeit des Umbruchs
Lutz Pottien

Zwischen Gastfreundschaft und Arbeitsplätzen
Berrin Alpbek

Transformation oder Transruption: Bewertung der 1990er
Uwe Nübel

Mauerfall und die vietnamesische Community in West-Berlin
Đào Quang Vinh

Veränderungen und Sorgen nach 1989
Đào Quang Vinh

Der Fall der Berliner Mauer und „Dancing to Freedom“
Jolly Kunjappu

Weiterführende Informationen:

Themenseite zum „Mauerfall“ der Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/themen/deutsche-einheit/mauerfall/

Voraussetzungen und Gründe für die Grenzöffnung: https://www.lpb-bw.de/gruende-mauerfall

Dossier der Stiftung Aufarbeitung SED-Unrecht: https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/recherche/dossiers/198990-friedliche-revolution-und-deutsche-einheit

Informationen zum Mauerfall auf der Seite des Hauses der deutschen Geschichte: https://www.hdg.de/lemo/kapitel/deutsche-einheit/friedliche-revolution/fall-der-mauer.html

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