Thema

DieBerlinerMauer

1961
– 1989

Grenzsicherung an der Mühlenstraße

Im August 1961 ließ die Regierung der DDR die Grenze nach West-Berlin abriegeln. 28 Jahre lang trennte sie die Menschen aus Ost- und West-Berlin und zerschnitt die Stadt in zwei Hälften. Aber die 3,60 m hohe Mauer, auf der 1990 die East Side Gallery entstand, wurde erst 1977 gebaut. Vorher sicherten behelfsweise Sperren, dann Zäune die Grenze an der Mühlenstraße. Weil auf dem Grundstück nebenan gearbeitet wurde, erhöhten Soldaten bereits 1961 die vorhandene Grundstücksmauer mit Hohlblocksteinen und setzten Glasscherben auf die Mauerkrone. Diese Berliner Mauer der ersten Ausbaustufe ist heute nur an wenigen Stellen noch zu sehen.

„Die Mauer war so ein Angstding...“

Erik Mahnkopf, 2021 (aufgewachsen in Ost-Berlin)

Fluchtweg eines bis heute Unbekannten, eingezeichnet von einem Grenzsoldaten, 1968
Fluchtweg eines bis heute Unbekannten, eingezeichnet von einem Grenzsoldaten, 1968
Die vollständig ausgebaute Grenzanlage, 1990
Die vollständig ausgebaute Grenzanlage, 1990

Die Mauer soll schöner werden

Die Mühlenstraße gehörte zu der Strecke, auf der internationale Gäste der DDR-Regierung vom Flughafen Schönefeld in die Stadtmitte fuhren. Deswegen sollte die Grenzanlage hier nicht nur Fluchten verhindern, sondern auch besonders gepflegt aussehen: Sie wurde 1977 mit der Grenzmauer 75 aus großflächigen Betonelementen ausgebaut, die sonst nur von West-Berlin aus zu sehen war. Für diesen Standort probierte das Ministerium für Nationale Verteidigung heimlich verschiedene Farben aus und entschied sich für Variante 6: grau-weiß.

Der Grenzstreifen

Zustand der Grenzanlagen 1989
Zustand der Grenzanlagen 1989

Der Standardaufbau der Grenzanlagen der Berliner Mauer umfasste zwei Mauern und zwischen ihnen einen Grenzstreifen. Eine solchen Grenzstreifen gab es auch hier, wo die Spree – an dieser Stelle Teil der DDR – die Mauer zum Westen hin ersetzte. Er enthielt weitere Elemente, die die Flucht verhindern sollten: einen Zaun, der bei Berührung Alarm auslöste, dicht aufgestellte Lampen für die Überwachung bei Nacht sowie im Abstand von 600 Metern aufgestellte Wachtürme. Auf dem noch heute sichtbaren, geteerten Postenweg patrouillierten Grenzsoldaten. Direkt am Fluss stand ein weiterer Zaun. Die Mauer selbst, errichtet 1977, war zur Spree hin weiß gestrichen – so konnten Bewegungen noch deutlicher erkannt werden.

„Und in den Westen konnte man nicht gucken…“

Thomas Klingenstein, 2021 (Künstler: Umleitung in den japanischen Sektor)

(1) Spree, gehörte vollständig zu Ost-Berlin (2) Grenzzaun, 3 m hoch (3) Kontrollstreifen, geharkter Sand mit Lichttrasse (4) Wachturm, alle 600 m (5) Postenweg, hier patrouillierten Grenzsoldaten (6) Grenzsignalzaun, Berührung löste ein Signal aus (7) Hinterlandsicherungsmauer, 3,60 m hoch, mit geweißter Rückwand (8) Mühlenstraße, Teil der der repräsentativen Protokollstrecke Mühlenstraße
(1) Spree, gehörte vollständig zu Ost-Berlin (2) Grenzzaun, 3 m hoch (3) Kontrollstreifen, geharkter Sand mit Lichttrasse (4) Wachturm, alle 600 m (5) Postenweg, hier patrouillierten Grenzsoldaten (6) Grenzsignalzaun, Berührung löste ein Signal aus (7) Hinterlandsicherungsmauer, 3,60 m hoch, mit geweißter Rückwand (8) Mühlenstraße, Teil der der repräsentativen Protokollstrecke Mühlenstraße

Curriculum Vitae

Susanne Kunjappu-Jellinek, Curriculum Vitae, 2009 © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Günther Schaefer

Susanne Kunjappu-Jellinek wurde 1971 wegen „Vorbereitung eines ungesetzlichen Grenzübertritts“ in Ost-Berlin verhaftet. Die Bundesrepublik Deutschland kaufte sie aus der politischen Haft frei. 1990 malte sie den Lebenslauf der Berliner Mauer auf die East Side Gallery. 2009 ergänzte sie die Jahreszahlen um Blüten – jede Rose steht für ein Todesopfer. An der Berliner Mauer starben mindestens 140 Menschen.

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