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DieEastSideGallery

1990

Die Mauer als Freiheitssymbol

Im Sommer 1990 veränderte sich die Mühlenstraße fundamental. Ob abstrakt und leuchtend oder konkret und voll Sarkasmus, witzig, poetisch oder als Klartext: 118 Künstlerinnen und Künstler aus 21 Ländern bemalten die einst bedrohliche Mauer und machten daraus ein Symbol für die friedliche Grenzöffnung. Etwa die Hälfte von ihnen kamen aus Ost-Berlin bzw. der DDR. Die Kunstschaffenden brachten ihre Hoffnungen und Sorgen für die Zukunft auf die Mauer. Viele kommentierten das Leben in Diktaturen in der DDR und Osteuropa und ihre Erfahrungen des Umbruchs 1989 / 90. Schon damals kamen Menschen aus der ganzen Welt, um sich die Kunst anzusehen.

„Auf die Berliner Mauer zu malen – das ist wie der heilige Gral.“

Hervé Morlay, 2021 (Künstler: Paix amour-sagesse)

Ignasi Blanch und ein Freund an der East Side Gallery, 1990
Ignasi Blanch und ein Freund an der East Side Gallery, 1990
Kikue Miyatake an der East Side Gallery 1990
Kikue Miyatake an der East Side Gallery 1990

Von der Liebe sprechen

Mit seinem Bild Parlo d’amor forderte der Katalane Ignasi Blanch, offen über Liebe zu sprechen, auch über gleichgeschlechtliche. 1990 war Homosexualität in Deutschland, wie in zahllosen anderen Ländern, tabuisiert. Lesben und Schwule traten mit politischen und künstlerischen Aktionen in die Sichtbarkeit und forderten öffentlichkeitswirksam gesellschaftliche Gleichberechtigung. Dieses Anliegen ist vielerorts bis heute nicht eingelöst. Nach wie vor verwendet Ignasi Blanch das Bild daher in seinen Kunstprojekten.

Ignasi Blanch an der East Side Gallery, 1990
Ignasi Blanch an der East Side Gallery, 1990

Parlo d‘amor

Ignasi Blanch Gisbert, Parlo d‘amor, 2009 © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Günther Schaefer

Sich der Mauer zu nähern und sie zu berühren, das hatte das DDR-Grenzregime streng verboten. 1990 lud Christine Kühn Vorbeigehende ein, einen Abdruck ihrer Hand auf der Mauer zu hinterlassen. Kunstwerke wie dieses veränderten, wie die Menschen die Mauer wahrnahmen. Auf dieses früher unantastbare Bauwerk zu malen, berührte alle Künstlerinnen und Künstler der East Side Gallery.

Largest Open-Air Gallery in the World

Noch vor der Vereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990 stellten die Künstlerinnen und Künstler die East Side Gallery fertig. Am 28. September feierten sie ihre Eröffnung. Die Galerie ist ein Beispiel für die gesellschaftlichen, demokratischen und künstlerischen Experimente in den letzten Monaten der DDR. An vielen Orten diskutierten die Menschen über eine alternative Zukunft. Sie probierten neue Lebens- und Wohnformen aus und eigneten sich die neu zugänglichen Areale künstlerisch an.

Souvenirverkauf an der East Side Gallery. Wer mit der East Side Gallery wie viel Profit gemacht hat, ist bis heute umstritten, 1990
Souvenirverkauf an der East Side Gallery. Wer mit der East Side Gallery wie viel Profit gemacht hat, ist bis heute umstritten, 1990
Flyer für die Eröffnung der East Side Gallery, 1990
Flyer für die Eröffnung der East Side Gallery, 1990
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