Vertiefung

WerhattedieIdeefürdieEastSideGallery?

Die Idee für die East Side Gallery entstand bereits im November 1989. Der West-Berliner David Monty und die Ost-Berliner Heike Stephan entwickelten sie gemeinsam. Beide stiegen später aus dem Projekt East Side Gallery aus, Heike Stephan schon Anfang 1990, David Monty im Frühjahr 1990. Es war Christine MacLean, die als Assistentin von David Monty begonnen hatte, die East Side Gallery in die Tat umzusetzen, die das Projekt bis zur Eröffnung betreute.

David Monty

„Mein Sinn der Sache war ja, wie kann man aus einer Mauer, – wo viele Menschen zu Schaden gekommen sind, – wie kann man das umdrehen? Dass die Mauer keine Todeszone mehr ist, sondern eine Begegnungsstätte. Wo man sich freut, hingeht, diskutiert, neugierig wird auf die Künstler.“

David Monty im Interview mit Ralf Gründer, 2019

David Monty wurde 1949 geboren und kam mit 16 Jahren nach West-Berlin. Er arbeitete als Radiomoderator und Journalist, in den 1970er Jahren hatte er ein Atelier in Kreuzberg. Am Abend des 17. November 1989 begegnete der Kulturmanager der Ost-Berliner Künstlerin Heike Stephan und sie fassten die Idee für die längste Freiluftgalerie der Welt. Es war David Monty, der mit dem Ministerium für Nationale Verteidigung der DDR verhandelte und nach einigen Treffen die offizielle Genehmigung für die Mauer in der Mühlenstraße erhielt. Bei einer Pressekonferenz im Januar 1990 forderte er Künstlerinnen und Künstler aus der DDR, Bundesrepublik und aus dem Ausland auf, kritische Kunst auf die Mauer zu malen. Er versicherte, dass dieser Mauerabschnitt nicht abgerissen würde und stellte Ausstellungs- und Verkaufsmöglichkeiten für weitere Werke der Kunstschaffenden in Aussicht. David Monty veröffentlichte Beteiligungs-Aufrufe in Zeitungen und Radiosendungen, zog sich aber im Mai 1990 aus dem Projekt zurück. Er lebt in Berlin.

David Monty (links) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Oberstleutnant Rainer Menzel, Pressesprecher des Grenzkommandos Mitte, 29.1.1990
David Monty (links) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Oberstleutnant Rainer Menzel, Pressesprecher des Grenzkommandos Mitte, 29.1.1990
Im Anschluss an die Pressekonferenz besichtigen interessierte Künstlerinnen und Künstler, David Monty und DDR-Grenzsoldaten den Mauerabschnitt von der Oberbaumbrücke aus, 29.1.1990.
Im Anschluss an die Pressekonferenz besichtigen interessierte Künstlerinnen und Künstler, David Monty und DDR-Grenzsoldaten den Mauerabschnitt von der Oberbaumbrücke aus, 29.1.1990.

David Monty spricht im Dezember 2019 im Interview mit Ralf Gründer über die Gründungsgeschichte der East Side Gallery:

https://www.berliner-mauer.de/interview-mit-dem-gruender-der-east-side-gallery-dave-monty

Heike Stephan

„Die East Side Gallery ist eine meiner größten Ideen gewesen.“

Heike Stephan, 2021

Heike Stephan wurde 1953 in Thüringen (DDR) geboren. Schon als Kind wollte sie Künstlerin werden. 1982 schaffte sie es als Autodidaktin in den Verband Bildender Künstler in Erfurt. Zusammen mit anderen Frauen machte sie Performances. Die Stasi beobachtete sie. 1983 zog sie nach Ost-Berlin und beteiligte sich im November 1989 an der ersten Malaktion auf der Ostseite der Berliner Mauer am Potsdamer Platz. Die Mauer wurde weiß grundiert, Farben gestellt, internationale Fernsehsender berichteten von der Aktion. Aber die Berliner Mauer befand sich auch weiterhin im Eigentum der DDR, am nächsten Tag überstrichen Grenzsoldaten die Bilder. David Monty und Heike Stephan entwickelten daraufhin die Idee für die East Side Gallery. Als das Ministerium für Nationale Verteidigung entschied, die Mauer in der Mühlenstraße zur Verfügung zu stellen, stieg Heike Stephan aus dem Projekt aus.

Heike Stephan
Heike Stephan

Mehr zu Heike Stephan

Christine MacLean

„Ich weiß nicht, wie ich mir das vorgestellt habe, als ich allein für 1,3 km Berliner Mauer verantwortlich war.“

MacLean: Zwei Berlins, eine Mauer, 2019

Christine MacLean, geboren in Schottland, kam 1979 nach West-Berlin. Von 1982 bis 1986 arbeitete sie in der Britischen Botschaft in Ost-Berlin. Ab Frühjahr 1990 koordinierte sie zunächst als Assistentin von David Monty, später als Mitarbeiterin der „Werbe- und Veranstaltungsagentur“ (Wuva), die Künstlerinnen und Künstler an der East Side Gallery. Sie betreute die mehr als hundert Malenden, teilte Mauerstücke zu, organisierte Farben, Eimer und Leitern und stellte ihr Auto als Depot und ihre Wohnung als Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung. Für Christine MacLean war der Austausch mit den Künstlerinnen und Künstlern das, was sie antrieb – und die Idee, mit der East Side Gallery ein Denkmal der Hoffnung und Freude zu schaffen. Ende 1991 war ihre Arbeit getan und sie widmete sich neuen Projekten. Später ging sie zurück nach Schottland und war dort bis zu ihrem Tod 2021 als Heilpraktikerin tätig.

Christine MacLean mit Künstler Jens-Helge Dahmen, 1990
Christine MacLean mit Künstler Jens-Helge Dahmen, 1990
Christine MacLean bei einer Pressekonferenz zur East Side Gallery mit Peter Nagelschmidt und Rainer Uhlmann von der Werbe- und Veranstaltungsagentur (Wuva), 1990
Christine MacLean bei einer Pressekonferenz zur East Side Gallery mit Peter Nagelschmidt und Rainer Uhlmann von der Werbe- und Veranstaltungsagentur (Wuva), 1990

Christine MacLean schildert in einem Podcast der Stiftung Berliner Mauer ihre Erinnerungen an die Entstehung der East Side Gallery

Gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, 2020

„Die Einheit der East Side Gallery, die Tatsache, dass sie als kollektives Projekt von Anfang bis Ende organisiert und finanziert wurde, ist der Grund, warum sie noch steht und warum sie einzigartig ist.“

MacLean: Zwei Berlins, eine Mauer, 2019

Buchempfehlungen:

Christine MacLean: Berlin East Side Gallery. Zwei Berlins. Eine Mauer, Norderstedt 2019

Christine MacLean: East Side Gallery Berlin, 1991, 2. Auflage 2017 (Englisch)

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