1990
2009
heute
Mit der Zeit verfiel die East Side Gallery, Abgase, Graffiti und Mauerspechte setzten ihr zu. Immer wieder restaurierten die Künstlerinnen und Künstler ihre Gemälde auf eigene Kosten oder warben dafür Spenden ein. Dank des Engagements der Künstlerinitiative East Side Gallery e.V. ließen das Land Berlin und der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg 2008/09 die Galerie mit öffentlichen Mitteln erneuern. Dafür wurden die Bilder in Teilen oder ganz entfernt und das brüchige Mauerwerk ausgebessert. Anschließend malten die Künstlerinnen und Künstler ihre Bilder neu auf die Mauer. Doch nicht alle beteiligten sich.
„Sie haben nicht mehr wirklich einen Bezug zum heutigen Leben.“
Birgit Kinder rekonstruierte und malte ihr Bild mehrfach. Bei der Sanierung 2009 wurde es vollständig entfernt und komplett neu gemalt.
Einige Künstlerinnen und Künstler wirkten nicht an der Sanierung mit. Sie kritisierten den Versuch, öffentliche Kunst, die auf Zeit und Raum reagiert, nach 20 Jahren zu reproduzieren. Jim Avignon schuf deswegen ein ganz neues Bild, ein Panorama des Tag- und Nachtlebens in Friedrichshain. Andere meinten, das Entfernen ihrer Bilder verletze ihr Urheberrecht. Siegfried Santoni, Bodo Sperling, Barbara Greul Aschanta, Karin Porath und Christos Koutsouras kopierten ihre Gemälde nicht. Ihre Bilder existieren heute nicht mehr, die Flächen sind weiß-grau gestrichen.
„Ich finde es gut, ich könnte es für immer kopieren!“
Die Restaurierung der East Side Gallery 2009 wirft Fragen nach der Echtheit eines Denkmals, dem Verständnis von öffentlicher Kunst und der Sicht der Künstlerinnen und Künstler auf: Sind die Gemälde als Zeugen für die Ereignisse und Gedanken von 1990 zu bewahren? Oder sollte sich Kunst im Stadtraum immer auf aktuelle Themen beziehen, um relevant zu sein? Was bedeutet Kunst und was das Denkmal East Side Gallery für die, die es schufen?
Die Malerin und Bildhauerin Sabine Kunz fertigte 1990 ihr Gemälde, während sie ihr Diplom an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein (DDR) ablegte. 2010 erneuerte sie ihr Bild originalgetreu, weil sie nach wie vor dazu stand. So trug sie dazu bei, dass die East Side Gallery zum zweiten Mal erschaffen wurde.