Thema

LebenanderMauer

1961
– 1989

Alltag mit der Berliner Mauer

Bis 1989 stand hier die Mauer, auf der anderen Seite der Mühlenstraße und in der Umgebung aber lagen große Betriebe wie die Osthafenmühle. Die Grenze prägte den Alltag der Menschen in den angrenzenden Stadtbezirken, bei der Arbeit ebenso wie in ihrem privaten Leben: in Friedrichshain auf der Ost-Berliner und in Kreuzberg auf der West-Berliner Seite – allerdings in höchst unterschiedlicher Weise.

„Das war hier der einzige Ort, an dem Berliner der Mauer so nahe kommen konnten.“

Đào Quang Vinh, 2021 (lebte in Ost-Berlin)

Heimliches Foto von 1986: Das Fotografieren der Grenze war verboten und konnte zu einer Haftstrafe führen
Heimliches Foto von 1986: Das Fotografieren der Grenze war verboten und konnte zu einer Haftstrafe führen

Arbeiten im Grenzstreifen

Der Speicher der Osthafenmühle, einer der größten Mühlen der DDR, blieb bei der Räumung des Grenzstreifens als einziges Gebäude in diesem Abschnitt stehen. Er war für die Osthafenmühle notwendig, da das Getreide zu einem großen Teil über die Spree angeliefert wurde. Das Dach des Speichers wurde auch vom DDR-Grenzschutz genutzt, um von dort aus das Grenzgebiet zu überwachen. 1977 wurde ein Pförtnerhaus mit zwei Räumen mit jeweils einem Eingang zur Straßenseite gebaut. Durch den einen Eingang gelangten die Soldaten in den Grenzstreifen und die Beschäftigten zum Mühlenspeicher, ihre Wege waren getrennt durch Zäune. Der zweite Eingang führte in den zweiten Raum, in dem Volkspolizisten saßen, die das Vorfeld der Grenze bewachten.

Luftaufnahme der Staatssicherheit des Grenzgebiets an der Oberbaumbrücke, rechts: das kleine Pförtnerhaus mit zwei Eingängen, links: der Speicher, nach 1977
Luftaufnahme der Staatssicherheit des Grenzgebiets an der Oberbaumbrücke, rechts: das kleine Pförtnerhaus mit zwei Eingängen, links: der Speicher, nach 1977
Ein Patrouillenboot der DDR-Grenzsoldaten vor dem Mühlenspeicher, 1980
Ein Patrouillenboot der DDR-Grenzsoldaten vor dem Mühlenspeicher, 1980

Auswirkungen auf Kreuzberg

Durch den Bau der Mauer lag Kreuzberg plötzlich am Rand West-Berlins. Wer konnte, zog weg. In die leerstehenden, zum Teil sehr heruntergekommenen Wohnungen zogen seit Mitte der 1960er Jahre neben vielen Studierenden Arbeitsmigrantinnen und -migranten, vor allem aus der Türkei. Durch die neue Bewohnerschaft entstand in Kreuzberg ein besonderes Lebensgefühl. Auch einige Kunstschaffende der East Side Gallery haben vor 1989 in Kreuzberg gelebt.

„Die Mauer war halt da.“

Berrin Alpbek, 2021 (lebte in West-Berlin)

Wie hier am Bethaniendamm 1984 zerschnitt die Mauer viele Straßen in Kreuzberg, sodass nur ein Gehweg blieb
Wie hier am Bethaniendamm 1984 zerschnitt die Mauer viele Straßen in Kreuzberg, sodass nur ein Gehweg blieb
Fest auf dem Kreuzberger Mariannenplatz, 1. Mai 1972
Fest auf dem Kreuzberger Mariannenplatz, 1. Mai 1972

Mauern International

Alexej Taranin, Mauern International, 2009 © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Günther Schaefer

Das Bild mit dem Blick aus der gemütlichen Stube auf Mauern und Grenzen in der Welt war Alexej Taranins zweiter Entwurf für die East Side Gallery. Der Künstler wollte zunächst ein anderes Bild malen und damit auf die Krankheit Aids hinweisen. Die Organisatorin der East Side Gallery, Christine MacLean, hatte sein erstes Motiv, in dem sich ein Hase und eine Katze paarten, jedoch als jugendgefährdend abgelehnt – eine seltene inhaltliche Einmischung von ihr.

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