1990
– heute
Die Öffnung der Mauer machte auch ihre weiße Rückseite im vorher streng bewachten Grenzgebiet zugänglich. Sprayer und Writer aus Ost- und West-Berlin eroberten schnell diese Flächen, ohne auf Erlaubnis zu warten. Sie malten zusammen mit den international bekanntesten Vertreterinnen und Vertretern ihrer Szene und schufen an der Mühlenstraße die West Side Gallery.
„Man ist überall rein und hat gesprüht.“
„1990 war Berlin unser Spielplatz.“
Seit Anfang der 1980er Jahre nutzten in West-Berlin jugendliche Sprayer und Writer die Mauer als Fläche, inspiriert vom New Yorker U-Bahn-Graffiti. In Ost-Berlin hingegen wären Graffiti im Stadtraum kaum denkbar gewesen. Nach der Maueröffnung fanden die Jugendlichen aus Ost- und West-Berlin zu einer Szene zusammen. Sie sprühten auf die Berliner Mauer, auf Züge, auf Dächer und in leerstehenden Häusern. Ihre Bilder und Schriftzüge zeigen: „Ich war hier!“.
Bis heute ist die Magnetwirkung der Berliner Mauer als Leinwand für Botschaften ungebrochen. Vieles sind Kommentare zu politischen Ereignissen in der ganzen Welt. Berliner und internationale Graffitikünstlerinnen und -künstler tragen so ihre Meinungen in den öffentlichen Raum. Die East Side Gallery zu bemalen ist jedoch illegal, denn sie steht seit 1991 unter Denkmalschutz.
Der französische Künstler Jacky Ramier gehört als Jay One zur Avantgarde der Pariser Graffitiszene und ist Mitgründer der BadBC (Bad Boy Crew), einer der ersten Gruppen europäischer Graffitikunst. Sein Bild an der East Side Gallery widmete er 1990 der jungen Graffiti- und Style-Szene West-Berlins und Europas. Bei der Überarbeitung 2009 ließ er einige Namen weg und hob damit die Kreuzberger Jugendgang 36 Boys und ihren Gründer Maxim hervor.