1980
– 1991
In West-Berlin wurde die Mauer schon seit ihrer Errichtung 1961 beschrieben. In den 1980er Jahren malten junge Künstler wie Thierry Noir und Kiddy Citny auf die Segmente. Ihr Erfolg war überwältigend. Die bunte Mauer wurde zum Wahrzeichen West-Berlins, West-Berliner Subkulturen nutzten Mauerkunst und Graffiti für ihre Botschaften. Sie alle veränderten auf dieser Seite das Gesicht der Grenze: Sie erschien weniger bedrohlich. Da aber auch die Mauer zum Westen hin auf DDR-Territorium stand, war die Aktion nicht gefahrlos: DDR-Grenzsoldaten verhafteten einige Künstler.
„Ich habe gemalt, um die Mauer ad absurdum zu führen.“
Unmittelbar nach der Maueröffnung wollten auch Künstlerinnen und Künstler aus Ost-Berlin die Mauer verändern: Auf Einladung des Verbands Bildender Künstler Ost-Berlins bemalten sie die Ostseite der Mauer am Potsdamer Platz. Die DDR-Grenzsoldaten duldeten das zunächst, übermalten die Bilder aber später mit weißer Farbe. Die Ost-Berlinerin Heike Stephan und der West-Berliner David Monty beantragten bei der DDR-Regierung eine Malerlaubnis für die Berliner Mauer und bekamen den 1,3 km langen Abschnitt in der Mühlenstraße zugewiesen. Dort entstand die East Side Gallery.
Nach der Öffnung der Grenze 1989 befürwortete ein Großteil der Berlinerinnen und Berliner, die Mauer abzureißen. Nur Einzelne engagierten sich, um sie als Denkmal zu erhalten. Die bemalten Segmente in der Mühlenstraße stellte das Land Berlin bereits im November 1991 unter Denkmalschutz: Die künstlerische Aneignung bewertete das Denkmalamt als historisch besonders bedeutend. Es ist dem langanhaltenden Engagement der Künstler innen und Künstler und der Künstlerinitiative East Side Gallery e. V. zu verdanken, dass die Bilder und die Mauer seitdem immer wieder gesäubert und restauriert wurden.
Der Künstler Kiddy Citny hatte in den 1980ern einige Bilder auf der Mauer in West-Berlin geschaffen. Im Rahmen der East Side Gallery ergriff er die Gelegenheit, die deutsch-deutsche Vereinigung von 1990 zu kommentieren: Mit Qui baise qui (Wer fickt wen) deutet er sie als ausbeuterische Übernahme der DDR durch die Bundesrepublik Deutschland.