Berlin erlebte im 20. Jahrhundert einen massiven Wandel, vor allem durch die NS-Herrschaft, den Zweiten Weltkrieg sowie den darauf folgenden Kalten Krieg. Ab 1961 veränderte der Mauerbau das Gesicht der Mühlenstraße. An der Spree wohnten und arbeiteten zu dieser Zeit noch Menschen. Die Fenster der Häuser zur Wasserseite wurden vergittert. 1989 war der Uferstreifen leergeräumt und zum überwachten Grenzstreifen ausgebaut. Nach dem Mauerfall stellte sich die Frage, ob die Stadt zum Zustand vor 1961 zurückkehren und das Spreeufer wieder bebaut werden sollte. Oder sollten die Freiräume erhalten bleiben?
„Was wird aus der East Side Gallery?“
Die Mühlenstraße im Berliner Bezirk Friedrichshain war nach 1961 erst Grenzbereich, dann Brachland, schließlich Freiraum. Heute ist sie touristischer Denkmalort und Sitz internationaler Unternehmen. Die Geschichten von Aneignung und Verdrängung werfen Fragen auf: Wer hat im Stadtraum welchen Platz? Wovon lebt die Stadt? Wem die Stadt gehört, beantworten die Kunstschaffenden, die Kiez-Bewohnerinnen und -Bewohner und die Mitarbeitenden der umliegenden Unternehmen unterschiedlich.
„Das könnte hier ganz anders aussehen.“
Dieser Ort erinnert an die geteilte Stadt, den Kalten Krieg mit seinen Opfern und seine Überwindung. An die Geschichte davor erinnert nichts mehr, an eine unauffällige Berliner Straße, in der Menschen lebten und arbeiteten und die auch Schauplatz nationalsozialistischer Verbrechen war. Ab 1933 wurden Jüdinnen und Juden ihrer wirtschaftlichen Existenz beraubt, dann vertrieben und ermordet. Immerhin an einen von ihnen sei erinnert, von dem wir ein wenig wissen: An Siegfried Abramowsky, der an der Mühlenstraße eine Knopffabrik betrieb. Er wurde 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und dort durch Hunger und Krankheit ermordet.
Der Chilene César Olhagaray fand mit Uhrmenschen der Computer ein Bild für die Zeit nach der Friedlichen Revolution 1989. Es zeigt die Apokalypse und war als Warnung gedacht, aufzuwachen und sich nicht einer Scheinwelt hinzugeben. Der Künstler, der nach dem Militärputsch in Chile inhaftiert war, wollte sich damit für eine sozial gerechte, demokratische Gesellschaft einsetzen.