1990
– 2000
In den Wochen nach dem Mauerfall am 9. November 1989 erfüllte ausgelassene Freude Berlin. Später mischten sich in die Freude auch Sorgen über die Zukunft. Mit der Öffnung der Mauer war die Diktatur in der DDR vorbei. In vielen Bereichen konnten die Menschen freier handeln, entscheiden und mitbestimmen. Zugleich brachten die Umstände der Vereinigung auch viele harte Einschnitte mit sich. Wer sich in der DDR zurechtgefunden hatte, verlor jetzt sein Land. Und auch wer sich über das Ende der DDR freute, musste sich völlig neu orientieren.
„Es hat 15 Jahre gedauert, bis ich das Gefühl hatte, ich stehe wieder auf dem Boden.“
Die Schöpferin des weltbekannten Trabi-Bildes an der East Side Gallery, Birgit Kinder, hatte schon in der DDR den Wunsch, vom Malen leben zu können. 1987 erhielt sie neben einer Festanstellung erste Aufträge als Künstlerin, bevor mit dem Mauerfall 1989 alles anders wurde. Sie nutzte die Chance und machte sich selbständig. Bis heute lebt sie als erfolgreiche Wand- und Fassadenmalerin ihren Traum.
„Ich empfand die Jahre als Schlaraffenlandjahre!“
Ursula Wünsch hat sich auf der East Side Gallery Frieden für alles gewünscht. In der DDR hatte sie ihren Traumberuf: Als Formgestalterin entwarf sie Spielgeräte für Kinder. Ihre Arbeiten wurden im Ausland sowie in der Bundesrepublik Deutschland geschätzt und gekauft. Da sie als politisch zuverlässig galt, durfte Ursula Wünsch beruflich viel reisen. 1990 war dieses Leben zu Ende. Sie verlor ihre Heimat, die DDR, und ihre Kundschaft. Noch heute empfindet sich Ursula Wünsch als Fremde in einem besetzten Land.
„Ich lebe im besetzten Land.“
Auf dem Bild des West-Berliners Rainer Jehle öffnet sich ein Reißverschluss. Die Worte Wohlstand, Freiheit und Sicherheit sind teilweise verdeckt. Mit Ohlstand Reihe ich bzw. Wohlstand Freiheit Sicherheit spielte der Künstler auf die unterschiedlichen politischen Systeme in der DDR und der Bundesrepublik an.