Thema

ZweiKünstlerinnen,zweiPerspektiven

1990
– 2000

Gemischte Gefühle

In den Wochen nach dem Mauerfall am 9. November 1989 erfüllte ausgelassene Freude Berlin. Später mischten sich in die Freude auch Sorgen über die Zukunft. Mit der Öffnung der Mauer war die Diktatur in der DDR vorbei. In vielen Bereichen konnten die Menschen freier handeln, entscheiden und mitbestimmen. Zugleich brachten die Umstände der Vereinigung auch viele harte Einschnitte mit sich. Wer sich in der DDR zurechtgefunden hatte, verlor jetzt sein Land. Und auch wer sich über das Ende der DDR freute, musste sich völlig neu orientieren.

Grenzübergang Oberbaumbrücke, 10. November 1989
Grenzübergang Oberbaumbrücke, 10. November 1989

„Es hat 15 Jahre gedauert, bis ich das Gefühl hatte, ich stehe wieder auf dem Boden.“

Jeanette Kipka, 2021 (Künstlerin: Vogelflug)

Grenzübergang Oberbaumbrücke, 10. November 1989
Grenzübergang Oberbaumbrücke, 10. November 1989

Aufbruch in die Zukunft

Die Schöpferin des weltbekannten Trabi-Bildes an der East Side Gallery, Birgit Kinder, hatte schon in der DDR den Wunsch, vom Malen leben zu können. 1987 erhielt sie neben einer Festanstellung erste Aufträge als Künstlerin, bevor mit dem Mauerfall 1989 alles anders wurde. Sie nutzte die Chance und machte sich selbständig. Bis heute lebt sie als erfolgreiche Wand- und Fassadenmalerin ihren Traum.

„Ich empfand die Jahre als Schlaraffenlandjahre!“

Birgit Kinder, 2021 (Künstlerin: Test the Rest)

Birgit Kinder mit ihrem Trabi, September 1990
Birgit Kinder mit ihrem Trabi, September 1990

Ende statt Aufbruch

Ursula Wünsch hat sich auf der East Side Gallery Frieden für alles gewünscht. In der DDR hatte sie ihren Traumberuf: Als Formgestalterin entwarf sie Spielgeräte für Kinder. Ihre Arbeiten wurden im Ausland sowie in der Bundesrepublik Deutschland geschätzt und gekauft. Da sie als politisch zuverlässig galt, durfte Ursula Wünsch beruflich viel reisen. 1990 war dieses Leben zu Ende. Sie verlor ihre Heimat, die DDR, und ihre Kundschaft. Noch heute empfindet sich Ursula Wünsch als Fremde in einem besetzten Land.

„Ich lebe im besetzten Land.“

Ursula Wünsch, 2021 (Künstlerin: Frieden für alles)

Ursula Wünsch an der East Side Gallery, 1990
Ursula Wünsch an der East Side Gallery, 1990

Denk-Mal, Mahn-Mal

Rainer Jehle, Denk-Mal, Mahn-Mal, 2009 © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Günther Schaefer

Auf dem Bild des West-Berliners Rainer Jehle öffnet sich ein Reißverschluss. Die Worte Wohlstand, Freiheit und Sicherheit sind teilweise verdeckt. Mit Ohlstand Reihe ich bzw. Wohlstand Freiheit Sicherheit spielte der Künstler auf die unterschiedlichen politischen Systeme in der DDR und der Bundesrepublik an.

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